Asthma bei Kindern - Asthma-Anfall
1. Erste Maßnahmen
Bei einem Asthmaanfall ist es immer wichtig, beruhigend auf das Kind einzuwirken. Außerdem sollte es ihm auf jeden Fall erlaubt werden, eine die Atmung erleichternde Körperstellung einzunehmen (bsp. Kutschersitz, Paschasitz oder Torwarthaltung). Eine weitere Selbsthilfe ist die Lippenbremse. Das Notfallspray und weitere Mittel müssen sofort verabreicht werden. Welche Medikamente dies sind, ist aus dem auf das Kind abgestimmten Notfallplan des behandelnden Arztes ersichtlich (meist kurz wirksames Beta-2-Mimetikum (Notfallspray) 2 - 4 Hübe, Kortisontablette oder -zäpfchen). Verständigen Sie dann bei einem schweren Asthmaanfall den Notarzt (wichtige Angabe: Kind mit akuter Luftnot). Der Transport sollte im Sitzen erfolgen.
2. Management des Asthma-Anfalls - Kinder über 2 Jahren
Was sind die Symptome bei einem mittelschweren Anfall?
- Der PEF-Wert liegt unter 80 Prozent des Bestwertes,
- das Kind ist nicht in der Lage einen längeren Satz während eines Atemzuges zu vollenden,
- die Atemfrequenz liegt unter 30 Atemzügen pro Minute,
- die Herzfrequenz liegt unter 120 Schlägen pro Minute.
Wie leitet man die Therapie bei einem mittelschweren Asthma-Anfall ein?
- durch zwei bis vier Hübe mit einem kurzwirksamen Beta-2-Mimetikum (Dosieraerosol mit Spacer oder Vernebler) alle 20 Minuten (siehe auch erste Maßnahmen).
- ggf. durch Sauerstoffgabe von 2 - 4 Litern pro Minute über eine Maske oder Nasensonde. Ziel ist eine arterielle Sauerstoffsättigung von über 92 Prozent (SaO2 > 92%).
- ggf. durch Gabe eines Prednisolon-Äquivalent ("Kortisonmittel") (1 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht) in Tablettenform oder als Zäpfchen.
- durch Selbsthilfetechniken: Lippenbremse und atemerleichternde Köperhaltungen (siehe auch "Erste Maßnahmen").
Was sind die Symptome eines schweren Asthma-Anfalls?
- Der PEF-Wert liegt unter 50 Prozent des Bestwertes.
- Das Kind ist nicht in der Lage zu sprechen oder Nahrung aufzunehmen.
- Das Kind zieht die Schultern hoch, zeigt Nasenflügeln (die Nasenflügel bewegen sich synchron zur Atmung) und man kann Einziehungen im Bereich des Schlüsselbeins sowie unterhalb und zwischen den Rippen beobachten (Gebrauch der Atemhilfsmuskulatur = Teile der Schultergürtel-, Brust- und Rückenmuskulatur).
- Die Atemfrequenz verhält sich folgendermaßen: bei Kindern zwischen 2 und 5 Jahren: mehr als 40 Atemzüge pro Minute; bei Kindern über 5 Jahren: mehr als 30 Atemzüge pro Minute.
- Die Herzfrequenz (Puls) liegt bei folgenden Werten: bei Kindern zwischen 2 bis 5 Jahren: mehr als 130 Schläge pro Minute; bei Kindern über 5 Jahren; mehr als 120 Schläge pro Minute.
- Die arterielle Sauerstoffsättigung (SaO2) < 90 % der Raumluft.
Wie wird die Therapie des schweren Anfalls eingeleitet?
- 4 - 8 Inhalationen eines kurzwirksamen Beta-2-Sympathomimetikums alle 10 Minuten,
- Sauerstoffgabe (1 - 3 l/min) über eine Maske oder Nasensonde,
- Spritzen eines Prednison-Äquivalent ("Kortisons") (2 mg/kg Körpergewicht). Falls dies nicht möglich ist auch in Tablettenform oder Zäpfchen.
Was sind die Anzeichen einer lebensbedrohlichen Situation?
- Der PEF-Wert ist nicht messbar,
- Der Puls steigt an;
- Die Lippen und Nagelbetten sind bläulich verfärbt (Zyanose)
- In den Lungen ist aufgrund der starken Verkrampfung kein Atemgeräusch hörbar ("stumme Lunge"),
- Der Blutdruck fällt ab,
- Das Kind ist erschöpft und wirkt evtl. verwirrt.
Wie wird dann gehandelt?
Bessert sich der Zustand nicht umgehend nach der Gabe eines Beta-2-Sympathomimetikums, muss das Kind in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Während des Krankentransportes erfolgen Sauerstoffgabe und die Inhalation von Beta-2-Mimetika. Sollte das Kind nicht mehr ansprechbar sein, kann frühzeitig mit Ipratropiumbromid inhaliert werden. Es ist als Kombinationspräparat mit einem Beta-2-Mimetikum verfügbar.
Weitere Maßnahmen werden im Krankenhaus ergriffen.
3. Management des Asthma-Anfalls - Kinder unter 2 Jahren.
In dieser Altersgruppe ist es äußerst schwierig, einen Asthmaanfall zu erkennen. Die Lungenfunktion ist nur sehr eingeschränkt und wenn überhaupt in speziellen Einrichtungen messbar. Im Rahmen einer Atemwegsinfektion kann bei manchen Kleinkindern ein sogenanntes intermittierendes Giemen beobachtet werden. Darunter versteht man ein immer wieder kehrendes, eher trockenes Pfeifen bei der Ausatmung.
Bei Giemen und Atemnot geht man - in Abhängigkeit von der Schwere der Symptome - in diesem Alter folgendermaßen vor:
- Kortison wird eingesetzt: hochdosiert inhalativ oder systemisch; auch intravenöse Gabe des Kortisons für eine Dauer von bis zu drei Tagen (Dosis richtet sich nach dem Krankheitsverlauf).
- Inhalation einer Kombination von Ipratropiumbromid und Beta-2-Mimetikum (öfter bei schweren Verläufen).
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.11.2009