Atemapparat und häufige chronische Erkrankungen
Was geschieht bei jedem Atemzug?
Bei der Atmung wird der Sauerstoff aus der Luft aufgenommen und Kohlendioxid an die Umgebung abgegeben. Dieser lebenswichtige Gasaustausch findet tief im Lungengewebe statt. Dazu ist es nötig, dass die atmosphärische Luft an ihren Zielort - die Lungenbläschen - gelangt. Grundvoraussetzung dafür ist die Atmung. Beim Einatmen dehnt sich die Lunge aus. Dies ist vorwiegend auf die Kontraktion des Zwerchfells zurückzuführen. Dieser Muskel trennt den Brust- und Bauchraum. Ein Teil der Lungenausdehnung wird auch von den Zwischenrippenmuskeln bewerkstelligt. Die Ausatmung ist eine überwiegend passive Reaktion auf die elastische Spannung, die sich beim Einatmen in der Lunge und im Brustraum aufgebaut hat. Man kann sich den Vorgang folgendermaßen vorstellen: Die Lunge wird bei der Einatmung vor allem durch das Tiefertreten des Zwerchfells wie eine Feder gespannt. Beim Ausatmen zieht sie sich von selbst wieder zusammen. Grundvoraussetzung dafür ist natürlich, dass sie elastisch ist.
Welchen Weg nimmt die Luft?
Zunächst gelangt die Luft über die Nase und den Mund sowie über den Rachen in den Kehlkopf zur Luftröhre. Ab hier ähnelt unser Atmungsorgan einem umgedrehten Baum mit zwei Kronen. Die Luftröhre entspricht dabei dem Stamm, von dem zwei dicke Äste - die sogenannten Stammbronchien - in die rechte und linke Lunge abzweigen. Diese Stammbronchien verästeln sich - insgesamt 23-mal - in immer feinere Luftröhrenäste (Bronchien und Bronchiolen). Die feinsten Verzweigungen enden schließlich - wie die Blätter an den Ästen - in den rundlichen, traubenförmig angeordneten Lungenbläschen oder Alveolen. Von ihnen besitzt der Mensch ungefähr 300 Millionen. An ihren dünnen Membranen tritt Sauerstoff in kleinste Blutgefäße (Kapillargefäße) über. Auf dem entgegengesetzten Weg wird das Kohlendioxid aus dem Blut in die Lunge abgegeben.
Welche Strukturen spielen beim Atmen noch eine Rolle?
Die Bronchialwände haben im äußeren Bereich eine Muskelschicht, im Inneren sind sie mit Schleimhaut ausgekleidet. Einige Schleimhautzellen produzieren Schleim, dessen Aufgabe es ist, eingeatmete Schadstoffe und Bakterien aufzufangen. Zudem findet man feine Haare (Zilien) in den Atemwegen, die rhythmisch in Richtung Kehlkopf schlagen und so Schadstoffe in Richtung Rachen befördern. Hier werden die Schadstoffe geschluckt oder abgehustet. Vor allem in den feinen Verästelungen der Atemwege finden sich sogenannte Makrophagen, weiße Blutkörperchen, deren Aufgabe es ist, Schadstoffe und Bakterien zu beseitigen.
Häufige chronische Erkrankungen des Atemapparates?
Bei den verschiedenen Erkrankungen des Atmungsapparates sind unterschiedliche Strukturen betroffen. Dazu einige Beispiele, die sehr häufige Atemwegserkrankungen betreffen:
Lungenemphysem (irreversible Erweiterung und Überblähung der Lunge): Bei dieser Erkrankung, die häufig auf inhalatives Rauchen zurückzuführen ist, ist die Elastizität der Lunge beeinträchtigt, vor allem die der kleinsten Strukturen. Nimmt man das eingangs erwähnte Bild mit der gespannten Feder zur Hilfe, so bedeutet fehlende Elastizität eine ausgeleierte Feder. Beim Ausatmen zieht sich die Lunge nicht mehr in die Ursprungsform zurück. Die Ausatmung erfolgt nur unvollständig. Die Lunge bleibt auf halber Strecke stehen, die Luft wird nicht vollständig abgeatmet und bleibt in der Lunge zurück, ausreichend neue Luft kann nicht in die Lunge gelangen.
Bronchialasthma: Auch hier handelt es sich um ein Problem bei der Ausatmung, das allerdings reversibel ist. Hier sind die kleinen Atemwege durch mehrere Faktoren eingeengt. Die Muskeln der Bronchialwände verkrampfen, die Bronchialschleimhäute schwellen an und in den Bronchien wird vermehrt Schleim gebildet. Diese Verengung der Atemwege führt auch zu einer Überblähung der Lunge. Die Erklärung ist Folgende: Wird die Lunge bei der Einatmung größer bzw. bei der Ausatmung kleiner, so betrifft dies auch die kleinen Atemwege. Sie werden bei der Einatmung mehr gedehnt und weiten sich damit aus. Bei der Ausatmung werden sie enger und gehen sogar manchmal ganz zu. Sind diese Strukturen - wie bei Asthma - nun von vornherein enger, gehen sie bei der Ausatmung eher zu, als dies bei einem Gesunden der Fall wäre. Die Folge ist, dass die Lunge sich nicht vollständig entleeren kann.
COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease): Es handelt sich dabei um eine "Lungenkrankheit mit chronisch verengten Atemwegen". Die Krankheit ist die Folge jahre- bzw. jahrzehntelangen Rauchens. Anders als beim Asthma, wo sich die Bronchien verengen, aber auch weiten, sind hier die Atemwege chronisch verengt. Auch viele der Lungenbläschen sind zerstört. Im Endstadium der Erkrankung fehlt den Betroffenen Luft für die kleinste körperliche Anstrengung.
Chronische Bronchitis: Es handelt sich um eine dauerhafte oder ständig wiederkehrende Entzündung der Atemwege. Ursache können bsp. verschleppte Infekte der Atemwege oder auch Rauchen sein. Meist sind die Flimmerhärchen, die den Schmutz aus der Lunge befördern, funktionell gestört. Die Folge ist Husten mit Auswurf, der auch als Raucherhusten bezeichnet wird. Eine chronische Bronchitis kann in die gefährliche COPD münden.
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.11.2009