Asthma bei Kindern - Behandlung
Die Behandlung bei Kindern besteht aus einer Atemschulung (Patientenschulung) und der medikamentösen Behandlung. Bei der Atemschulung lernt das Kind, wie es sich im Notfall verhalten kann. Außerdem werden unterschiedliche Atemtechniken geübt. Ziel der Schulungen ist es, möglichst selbstständige Therapiemaßnamen zu erlernen und Selbstsicherheit im Umgang mit der Erkrankung zu erlangen.
Die medikamentöse Therapie richtet sich nach der Schwere der Erkrankung. Am wirkungsvollsten hat sich eine Kombinationstherapie erwiesen. Sie besteht aus gegen die Entzündung gerichteten Medikamenten (inhalatives "Kortison") und atemwegserweiternden Mitteln (Beta-2-Mimetika). Siehe dazu auch das Kapitel "genaue Beschreibung der Asthmamedikamente". Bei den Asthmamitteln unterscheidet man in Abhängigkeit von der Regelmäßigkeit der Einnahme in:
- Dauermedikamente, die auch als Langzeitmedikamente oder "Controller" bezeichnet werden, sowie
- Bedarfsmedikamente. Weitere Bezeichnungen für Letztere sind Kurzzeitmedikamente oder "Reliever". Es handelt sich um das Notfallspray.
Folgende Medikamente kommen zum Einsatz:
- Bronchien erweiternde Medikamente (Beta-2-Mimetika): Diese Mittel werden meist in Form von Sprays verabreicht und gelangen durch Einatmen in die Bronchien. Zu ihnen zählen die sogenannten Beta-2-Mimetika. Je nach Schnelligkeit ihrer Wirkung unterscheidet man in schnell wirksame Beta-2-Mimetika oder lang wirksame Beta-2-Mimetika. Erstere befinden sich in den Notfallsprays, die lang wirksamen Beta-2-Mimetika werden bei bestimmten Asthmaformen in der Dauertherapie angewendet. Die Mittel entspannen die Atemmuskulatur. Bei Kleinkindern können sie mithilfe von Babyhalern oder feucht inhaliert werden.
- Theophyllin: Dies ist auch ein Bronchien erweiterndes Medikament. Es weist eine sehr lange Wirkzeit auf. Die Einnahme erfolgt für gewöhnlich in Tablettenform. Wichtig ist die Blutspiegelbestimmung, da das Mittel nur in einem sehr engen Konzentrationsbereich seine optimale Wirkung entfaltet.
- Ipratropium ("Anticholinergikum"): Auch hierbei handelt es sich um ein Bronchien erweiterndes Medikament. Es ist nicht sehr stark wirksam. Es kann sich aber mit anderen Bronchien erweiternden Mitteln gut kombinieren lassen. Deren Dosis kann dann gesenkt werden.
- Kortisonhaltige Sprays: Nur durch sie kann die chronische Entzündung in den Bronchien behandelt werden. Die Wirkung des Kortisons setzt erst nach einer gewissen Zeit ein. Durch die Inhalation gelangen die Medikamente direkt an ihren Wirkort - die Bronchien - und die Dosen können sehr gering gehalten werden. Eventuelle Nebenwirkungen werden dadurch minimiert. Die Ängste vieler Eltern vor den unerwünschten Nebenwirkungen des Kortisons konnten durch viele Studien widerlegt werden.
- Cromone: Sie dämpfen die allergische und entzündliche Reaktion. Sie sind vorbeugend wirksam.
- Leukotrienantagonisten: Sie bremsen die Entzündungsreaktion. Auch ihre Wirkung ist nicht sofort spürbar. Diese Mittel werden häufig als Zusatzmedikation angewendet. Für Kinder wird ein Granulat angeboten.
- Monoklonale Antikörper: Erst seit ein paar Jahren steht für die Asthma-Therapie auch ein künstlich hergestellter Antikörper (Abwehrstoff) bereit. Er blockiert das Schlüsselmolekül der allergischen Reaktion, das körpereigene Eiweißmolekül Immunglobulin E (IgE). Die allergische Kettenreaktion wird so bereits kurz nach dem Beginn unterbrochen. Die monoklonalen Antikörper werden aber erst bei Kindern ab 12 Jahren eingesetzt. Sie müssen unter die Haut gespritzt werden. Die Wirkung tritt erst nach einigen Wochen ein.
Wie kann die medikamentöse Behandlung bei Kindern aussehnen?
Die medikamentöse Behandlung orientiert sich am Schweregrad des Asthmas. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von "Stufenbehandlung".
1. Stufe (zeitweiliges und leichtes Asthma)
Bei Bedarf: kurz wirksames Beta-2-Sympathomimetikum zum Inhalieren, auch zur Vorbeugung beim Sport. Keine Dauertherapie!
2. Stufe (anhaltendes leichtes Asthma)
Täglich: Entzündungshemmer ("inhalatives Kortison") in niedriger Dosis inhalieren; Alternativ: Cromone (DNCG, Nedocromil) oder Leukotrienantagonist (Montelukast); Bei Bedarf: kurz wirksames Beta-2-Mimetikum.
3. Stufe (anhaltendes mittelschweres Asthma)
Täglich: Entzündungshemmer ("inhalatives Kortison") in mittlerer Dosis inhalieren;
Zusätzliche Optionen: Dosis des inhalativen Kortisons steigern;
oder Leukotrienhemmer Montelukast,
oder Theophyllin,
oder inhalatives lang wirksames Beta-2-Sympathomimetikum.
Bei Bedarf: kurz wirksames Beta-2-Mimetikum
4.Stufe (anhaltendes schweres Asthma)
Täglich: Entzündungshemmer ("inhalatives Kortison") in hoher Dosis inhalieren plus ein inhalatives lang wirksames Beta-2-Mimetikum (ggf. als Kombinationspräparat). Zusätzlich eine oder mehrere der folgenden Optionen:
- Leukotrienantagonist: Montelukast,
- und oder verzögert wirkendes Theophyllin (in Tablettenform).
Zusätzlich oder als Alternative: ein orales Glukokortikoid ("Kortisontablette"); wird gelegentlich oder dauerhaft, in möglichst geringer Menge gegeben. Bei Bedarf: kurz wirksames Beta-2-Mimetikum; auch zur Vorbeugung beim Sport.
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.11.2009