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Die Schweregrade des Asthmas / Hyperreagibles Bronchialsystem

Anhand der aktuellen Beschwerden sowie dem PEF-Wert (= bestimmter Lungenfunktionswert) hat die Deutsche Atemwegsliga Empfehlungen zur Einteilung des Asthma bronchiale veröffentlicht. Diese Einteilung, die der behandelnde Mediziner vornimmt, ist auch wichtig für die Behandlung der Erkrankung. Nach der Einteilung (Schweregrad) richtet sich auch die Bedarfs- und Dauermedikation.

Wie bei anderen Erkrankungen gibt es bei Asthma auch Formen, die kaum Beschwerden verursachen und Ausprägungen die den Betroffenen ständig beeinträchtigen. Je nach Beeinträchtigung werden vier Schweregrade unterschieden. Die Kriterien sind:

Jeder Schweregrad kann auch durch Worte ausgedrückt werden:

Schweregrad I:         „wiederkehrendes, nicht andauernd bestehendes Asthma“
Schweregrad II:         „anhaltendes leichtes Asthma“
Schweregrad III:        „anhaltendes mittelschweres Asthma“
Schweregrad IV:       „anhaltendes schweres Asthma“

Die Einteilungskriterien zur Schweregradbeurteilung sind folgende:

Einteilungs-kriterien
Schweregrad
 I
intermittierend
Schweregrad
II
leichtgradig
Schweregrad III
mittelgradig
Schweregrad IV
schwer
Symptome tagsüber

weniger als zweimal pro Woche

mehr als zweimal pro Woche
einmal pro Tag
mehrfach am Tag (ständig)

Asthmaanfälle (Exazerbationen)

sehr selten und von kurzer Dauer

selten und gut behandelbar

häufiger, schwer zu behandeln (Krankenhaus, Notarzt)

häufige Anfälle, meist ist ein Notarzt erforderlich oder der Patient muss ins Krankenhaus

Durch Asthma gestörte Nachtruhe (eine oder mehrere Male pro Nacht)

weniger als zweimal pro Monat

bis zu zweimal pro Monat
bis zu einmal pro Woche
in den meisten Nächten
Aktivität im Alltag
nicht beeinträchtigt
kaum beeinträchtigt

immer wieder beeinträchtigt

ständig beeinträchtigt
PEF-Wert

(oder FEV1 in % des Sollwertes)

größer als
80 Prozent

größer als
80 Prozent

zwischen 60 und 80 Prozent
kleiner als 60 Prozent

PEF-Wert Unregelmäßigkeit = schwankende Werte zwischen morgens und abends oder im Verlauf von mehreren Tagen

weniger als
20 Prozent

zwischen 20 und 30 Prozent

größer als
30 Prozent

größer als
30 Prozent

Hyperreagibles Bronchialsystem

Neben diesen Einteilungsgraden des manifesten Bronchialasthmas findet man oft auch die Bezeichnung des „hyperreagiblen Bronchialsystems“ (= übersensibles Bronchialsystem).

Hierbei reagiert die glatte Bronchialmuskulatur überempfindlich auf Bronchien verengende Reize, wie kalte Luft, Rauch, körperliche Aktivität, Ozon oder Schwefeldioxid. Fast jeder Asthmatiker kennt diese Reaktion.

Ein Teil der Betroffenen hat im beschwerdefreien Intervall oft normale Werte für die FEV1 (Einsekundenkapazität) und für den Lungenwiderstand, jedoch schwanken die PEF-Werte im Tagesverlauf von über 20 Prozent.

Das überempfindliche Bronchialsystem kann mit einem inhalativen Provokationstest auch im beschwerdefreien Intervall nachgewiesen werden.

Dabei erhält der Patient eine Bronchien verengende Substanz (Metacholin oder Histamin), die er inhaliert.

Patienten mit einem hyperreagiblen Bronchialsystem reagieren bereits bei geringen Konzentrationen dieser Stoffe mit einer Verengung der Atemwege. Es kommt zu einer Verdopplung des Atemwiderstandes und dem Abfall des FEV1-Wertes von mindestens 20 Prozent.

Für die Auswertung des Tests wird die Konzentration des auslösenden Stoffes (bsp. Metacholin) angegeben, bei dem die FEV1 um 20 Prozent abgefallen ist. Man nennt diesen Wert den PC20-Wert.

Die Schwere des Asthmas korreliert direkt mit dem PC20-Wert.

Die bronchiale Hyperreagibilität ist oft die Folge der chronischen Atemwegsentzündung, sie kann aber auch bisweilen isoliert auftreten. Dies ist der Fall bei reinem anstrengungsinduziertem Asthma.

Das übersensible Bronchialsystem wird auch bei anderen Krankheitsbildern der Bronchien beobachtet, beispielsweise im Rahmen einer akuten Bronchitis.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.11.2009