Genaue Beschreibung der Asthmamedikamente
In der medikamentösen Asthmatherapie werden verschiedene Wirkstoffe oder Wirkstoffgruppen eingesetzt. Diese richten sich gegen die entzündliche, die obstruktive (= atemwegsverengende) und allergische Komponente des Asthmas.
Meist kommen – in Abhängigkeit vom Schweregrad des Asthmas – mehrere Wirkstoffe zum Einsatz. Durch eine Kombinationstherapie können die einzelnen Medikamentendosen niedrig gehalten werden.
Folgende Wirkstoffe haben sich bei der Behandlung asthmatischer Beschwerden bewährt:
A) Antientzündlich (= antiinflammatorisch) wirkende Medikamente
1. Glukokortikosteroide („Kortison“, Kortikosteroide, Kortikoide)
Sie wirken nicht nur gegen die Entzündung (= antiinflammatorisch), sondern haben noch einen antiallergischen (= gegen die Allergie gerichteten) und immunsuppressiven (= unterdrücken das Immunsystem) Effekt. So hemmen sie die Produktion von sogenannten Entzündungsmediatoren und fördern den Selbstreinigungsprozess in den Bronchien (= mukoziliäre Clearance).
Außerdem stellen sie bei der Maximalform des Asthmas – dem Status asthmaticus – die Empfindlichkeit des Bronchialsystems für bestimmte bronchienerweiternde Medikamente wieder her. Im Fachjargon ausgedrückt: Die Betarezeptoren der Bronchien sprechen wieder auf Beta-2-Sympathomimetika an.
Der Wirkungseintritt der Glukokortikosteroide findet jedoch nicht sofort statt, sondern dauert sogar bei intravenöser (= direkt in den Blutkreislauf) Verabreichung mehrere Stunden.
Systemische Anwendung (= Wirkung im ganzen Körper):
Die Glukokortikoide werden in Tablettenform zur Dauertherapie nur in folgenden Fällen verordnet:
- bei Zunahme der Asthmabeschwerden trotz optimaler Dosierung von Bronchien erweiternden Medikamenten und inhalativen Glukokortikosteroiden;
- bei steigender Anwendung der Bronchien erweiternden Medikamente durch den Patienten;
- beim Abfall der Peak-Flow-Werte unter 60% des individuellen Bestwertes.
Die Tabletten sollten morgens eingenommen werden.
Ab einer Dosis von 7,5 Milligramm Prednisolon (= Cushing-Schwellendosis) muss mit Nebenwirkungen gerechnet werden. Dazu gehören das iatrogene (= medizinisch verursachte) Cushing-Syndrom, Osteoporose (= Knochenschwund), Muskelleiden, Augenerkrankungen (Glaukom, Katarakt), Gemütserkrankungen (Depressionen, euphorische Zustände), Wassereinlagerungen, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit und Infektanfälligkeit sowie Wachstumsverzögerung im Kindesalter (laut Angabe aus „Roter Liste“).
Zum Einsatz kommen folgende Wirkstoffe (Handelsnamen): Fluocortolon (Ultralan®), Methylprednisolon (bsp. Advantan®, Metypred®, Metysolon®), Prednison (Decortin®), Prednisolon (bsp. Decortin®H) und Triamcinolon (Volon®).
Die Dosierung richtet sich nach der Schwere der Symptome.
Intravenöse TherapieDirekt in den Blutkreislauf (= intravenös) verabreicht man die Glukokortikoide nur bei sehr schweren Asthmaanfällen oder dem Status asthmaticus.
Nach einer anfänglich sehr hohen Dosierung stellt man die Therapie abhängig von den Beschwerden schnell auf Mittel zum Einnehmen und dann zum Inhalieren um. Selbst bei den sehr hohen Dosierungen ist mit der maximalen Wirkung erst nach wenigen Stunden zu rechnen.
Inhalative Anwendung als Dosieraerosol:
Die inhalativen Glukokortikosteroide sind sehr gut verträglich. Die oben beschriebenen systemischen Nebenwirkungen sind bei Tagesdosen, die geringer als 1 Milligramm (= 1 000 Mikrogramm (µg)) sind, unwahrscheinlich.
Eine seltene Nebenwirkung ist Heiserkeit und ein Befall der Mund- und Rachenhöhle mit einem Hefepilz (Candida). Letzterem lässt sich aber durch Ausspülen des Mundes nach dem Inhalieren gut vorbeugen. Empfehlenswert ist es auch vor dem Essen zu inhalieren.
Nicht angewendet werden (= Kontraindikation) dürfen die inhalativen Kortikosteroide bei Lungen-Tbc und bakteriellen Atemwegsinfekten.
Folgende Wirkstoffe und Tagsdosierungen (µg) werden nach der Deutschen Atemwegsliga e.V. (2007) empfohlen.
Wirkstoff
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niedrige Dosis
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mittlere Dosis
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hohe Dosis
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Erw. Kinder
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Erw. Kinder
|
Erw. Kinder
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Beclomethason *
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≤ 500
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< 400
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≤ 1000
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= 400
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≤ 2000
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> 400
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Budesonid
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≤ 400
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< 400
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≤ 800
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= 400
|
≤ 1600
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> 400
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Ciclesonid
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80 - 160
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160**
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> 160
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Fluticason
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≤ 250
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< 200
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≤ 500
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= 200
|
≤ 1000
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> 200
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Mometason
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200
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400
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800
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* Dosis aus Zubereitungen mit kleiner Partikelgröße um die Hälfte reduzieren.
** bei unzureichender Asthma-Kontrolle kann eine Dosiserhöhung über 160 µg erwogen werden.
Die Wirkstoffe finden sich beispielsweise in folgenden Medikamenten (Handelsnamen): Beclomethason (Sanasthmax®), Budesonid (Pulmicort®), Ciclesonid (Alvesco®), Fluticason (Flutide®), Mometason (Asmanex® Twisthaler®).
Wissenswertes bei der Therapie mit inhalativen Glukokortikoiden
- Die Verwendung von Inhalationshilfen – sogenannten Spacern – verbessert die Verteilung und Wirkung (= intrabronchiale Disposition) der Kortikosteroide.
- Pilzbesiedelung der Mund- und Rachenhöhle kann durch Inhalation der Medikamente vor dem Essen und anschließende Mundspülung meist vermieden werden.
- Die Therapie mit inhalativen Glukokortikoiden ist keine kurzzeitige, sondern eine konsequent längerfristige Basistherapie, um die Entzündungsreaktion dauerhaft zu unterbinden.
- Bei gleicher Gesamtdosis ist die 2x tägliche Gabe genauso wirksam wie die 4x tägliche Inhalation.
- Sind die Bronchien verkrampft (Spastik), sollte zuerst ein Bronchien erweiterndes Medikament (Beta-2-Sympathomimetika) angewendet werden und nach einsetzender Entkrampfung (Broncholyse) kann dann mit dem Kortison inhaliert werden.
Diese Medikamente sind nur vorbeugend (prophylaktisch) wirksam und daher für den akuten Asthmaanfall ungeeignet.
Durch die Antihistaminika wird der übermäßigen Ausschüttung des Botenstoffs Histamin entgegengewirkt. Histamin spielt bei allergischen Beschwerden eine große Rolle. Die Antihistaminika, die auch als Mastzellstabilisatoren bezeichnet werden, stabilisieren die Mastzellen, die während einer allergischen Reaktion das Histamin ausschütten und hemmen somit die Freisetzung des Botenstoffs in das Gewebe.
Die Antihistaminika bewirken in erster Linie das Abschwellen der Nasenschleimhäute. Darüber hinaus haben die Mittel eine antientzündliche Wirkung.
Die Präparate sind schnell wirksam. Tränen- und Nasenfluss sowie Niesreiz hören auf oder setzten gar nicht erst ein. Zudem können die Antihistaminika auch zur Vorbeugung bei leichten asthmatischen Beschwerden eingesetzt werden.
Vorteil der heutzutage handelsüblichen Antihistaminika ist, dass sie, im Gegensatz zu den früher verwendeten Formen (Antihistaminika der 1. Generation), keine Müdigkeit mehr hervorrufen.
Darreichungsformen der Antihistamin-Präparate sind Augentropfen, Nasensprays und Tabletten.
In der Asthmabehandlung finden folgende Wirkstoffe Verwendung (nach Deutscher Atemwegsliga 2007):
Wirkstoffe
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Tagesdosierungen / MTD´s (= maximale Tagesdosen über einen begrenzten Zeitraum) |
Cromone
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Cromoglicinsäure
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Kinder und Erwachsene:
Dosieraerosol (1mg): 4 x 2 Inhalationen, MTD: 16 Inh. ·Pulverinhalator (20 mg): 4 x 1 Inh., MTD: 8 Inh. Inhalationslösung (20 mg): 4 x 1 Inh., MTD: 8 Inh. |
Nedocromil
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Kinder ab 6 Jahren und Erwachsene: Dosieraerosol (2 mg): 2 – 4 Inh, MTD: 8 Inh. |
Unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen sind laut „Roter Liste“:
- bei Cromoglicinsäure: bronchiale Irritationen bei der Inhalation;
- bei Nedocromil: Husten, Bronchospasmus (= Bronchienenverkrampfung), Kopfschmerzen, Schwindel und gastrointestinale (= Magen-Darm betreffend) Beschwerden.
Die Wirkstoffe finden sich in folgenden Medikamenten (Handelsnamen): Cromoglicinsäure (DNCG®), Cromohexal®, Intal®), Nedocromil (Tilade®).
B) Bronchien erweiternde Medikamente (= Bronchodilatatoren)
In der Bronchialmuskulatur befinden sich mehrere verschiedene Typen von Rezeptoren (= Andockstellen), von denen nur die Betarezeptoren bei Stimulation zu einer Erweiterung der Bronchien führen. Diese Erweiterung der bronchialen Strukturen wird auch Bronchodilatation genannt. Medikamente, die an den Betarezeptoren stimulativ wirken, sind die sogenannten Beta-2-Sympathomimetika.
1. Beta-2-Sympathomimetika (auch: Sympathomimetika, Beta-2-Mimetika, ß2-Sympathomimetika)
Sie stellen die am stärksten wirksamen Bronchien erweiternden Mittel dar. Zudem steigern sie die mukoziliäre Clearance, also das Entfernen von Schleim aus den Bronchien durch körpereigene Mechanismen.
Jedoch beeinflussen sie nicht die bronchiale Entzündungsreaktion oder die „Überempfindlichkeit des Bronchialsystems“ (bronchiale Hyperreagibilität).
Je nach Wirkungseintritt werden zwei Gruppen unterschieden:
Kurz wirksame Beta-2-Sympathomimetika
Die Wirkung tritt bereits nach 30 – 60 Sekunden ein und hält vier bis sechs Stunden an. Diese Medikamente sind für die Soforttherapie des Asthmaanfalls vorgesehen. In der Stufentherapie des Asthmas sollten sie nur bei Bedarf, aber nicht regelmäßig eingenommen werden.
Folgende Wirkstoffe werden eingesetzt (nach Deutscher Atemwegsliga, 2007):
Wirkstoffe
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Tagesdosierungen, MTD´s (maximale Tagesdosen über einen limitierten Zeitraum) |
inhalative Beta-2-Sympathomimetika (kurz wirksam)
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Fenoterol
Reproterol (feste Kombination)
Salbutamol
Terbutalin
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bei Bedarf 1 -2 Inhalationen; bei regelmäßiger Anwendung muss die antientzündliche Therapie intensiviert oder der Therapieplan überprüft werden. MTD: 10 – 12 Inhalationen
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Unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen sind laut Angabe der „Roten Liste“: Muskelzittern, Unruhe, Tachykardie (= Beschleunigung des Herzschlags); bei sehr hoher Dosis und unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes (bsp. subcutan (= unter die Haut) oder inhalative Verabreichung): Hypokaliämie, Störungen des Geschmacksempfindens; Muskelkrämpfe; Kopfschmerzen und Schlafstörungen.
Die Wirkstoffe sind in folgenden Medikamenten (Handelsnamen) enthalten: Fenoterol (Berotec®), Salbutamol (Sultanol®, Salbuhexal®), Reproterol (Bronchospasmin), Terbutalin (Bricanyl®).
Lang wirksame Beta-2-Sympathomimetika
Die Wirkung tritt erst nach 10 – 20 Minuten ein und hält 8 – 12 Stunden an.
Die Mittel sind daher nicht für die Soforttherapie des Asthmaanfalls geeignet. Sie werden vor allem vorbeugend vor nächtlichen Asthmaanfällen verabreicht (= Alternative zu retardiertem Theophyllin -> siehe unten) ab Stufe III des 4-Stufen-Therapieschemas.
Folgende Wirkstoffe und Dosierungen stehen zur Verfügung (nach Deutsche Atemwegsliga 2007):
Wirkstoffe
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Tagesdosierungen; MTD´s
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inhalative Beta-2-Symphathomimetika (lang wirksam)
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Formoterol
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· Pulverinhalator (6µg; 12 µg); Dosieraerosol (12 µg); |
Salmeterol
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Dosieraerosol (25 µg) Pulverinhalator (50 µg) |
Terbutalin (steht in mehreren Applikationen zur Verfügung |
Tablette (2,5 mg) Retard-Tablette (7,5 mg) |
Orale (= Tabletten) Beta-2-Symphathomimetika
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Bambuterol
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Tablette (10 mg)
Kinder 2 -6 Jahre: 1 x 1 Tablette; Kinder 6 -12 Jahre: 1 x 1-2 Tabletten; Jugendliche und Erwachsene: 1 x 1-2 Tabletten. MTD: 2 Tabletten
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Clenbuterol
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Tablette (0,02 mg)
Kinder ab 12 Jahren und Erwachsene: 2 x 1 Tablette MDT: 5 Tabletten
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Salbutamol
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Tablette (2 mg)
Kinder 3 – 6 Jahre: 3-4 x 0,5-1 Tablette Kinder 7 – 14 Jahre: 3-4 x 1 Tablette Kinder über 14 Jahre und Erw.: 3-4 x 1-2 Tabletten Tablette (4 mg)
Erw.: 3-4 x 0,5 – 1 Tablette;
Retard-Tablette (4 mg)
Kinder 3 -12 Jahre: 2 x 1 Tbl. Retard-Tablette (8 mg)
Kinder über 12 Jahre und Erwachsene: 2 x 1 Tbl. MTD: 2 Tbl.
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Nebenwirkungen dieser Medikamente sind: Herzrasen (Tachykardie), Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen (- ventrikuläre), Blutdrucksteigerung, Auslösung einer Angina pectoris bei koronarer Herzkrankheit, Zittern, Unruhe und Schlafstörungen.
Nicht angewendet (= Kontraindikationen) werden dürfen die Mittel bei verschiedenen Herzkrankheiten (bsp. KHK, Tachyarrhythmie usw.), Schilddrüsenüberfunktion usw..
Die Wirkstoffe sind in folgenden Medikamenten (Handelsnamen) erhältlich: Formoterol (Foradil®, Oxis®), Salmeterol (Serevent®, Aeromax®), Bambuterol (Bambec®), Clenbuterol (Spiropent), Salbutamol-Tabletten.
- Methode der Wahl ist die Anwendung als Dosieraerosol, da die Wirkung bei den kurz wirksamen Beta-2-Sympathomimetika innerhalb einer Minute eintritt.
- Die Verwendung von Inhalationshilfen (Spacern) verbessert die Ausbreitung und Wirkung der Medikamente in den Bronchien (ohne Spacer erreichen nur ca. 10-15% des Medikaments die Bronchien, 80-85 % verbleiben in Mund- und Rachenraum, bzw. werden verschluckt).
- Bei Dosieraerosolen benötigt man nur ca. 10% der Dosis der Tabletten.
- Es besteht die Gefahr der unkontrollierten Anwendung durch den Patienten, wobei nach Inhalation von mehr als vier Inhalationen (Hüben) die Nebenwirkungen (v.a. kardiale Symptomatik) deutlich der Wirkungszunahme überwiegen. Verbraucht ein Patient daher mehr als 10 Hübe / 24 Std. täglich, so besteht erhöhte Gefährdung und der gesamte Therapieplan muss überprüft und um eine Stufe höher ausgelegt werden.
Theophylline sind die weltweit am häufigsten eingesetzten Bronchien erweiternden Medikamente (= Bronchodilatoren). Sie besitzen gleich mehrere therapeutisch gewünschte Effekte. So wirken sie bronchospasmolytisch (= „Bronchien entkrampfend“), mastzellstabilisierend, also gegen die allergische Komponente des Asthmas und fördern die Selbstreinigungsprozesse der Bronchien. Außerdem stimulieren sie zentral die Atmung und die Atemmuskulatur. Wahrscheinlich besitzen sie sogar eine antientzündliche Wirkkomponente.
Bei einer schweren Verengung der Atemwege addiert sich die Wirkung des Theophyllins zur Wirkung der Beta-2-Sympathomimetika. Reicht also die Behandlung mit Beta-2-Sympathomimetika nicht aus, werden zusätzlich Theophyllinpräparate eingesetzt.
Die Medikamente eignen sich besonders zur Therapie und Prophylaxe nächtlicher Asthmaanfälle sowie zur intravenösen Therapie des akuten Asthmaanfalls.
Der gewaltige Nachteil dieser Medikamentengruppe ist, dass sie nur eine geringe therapeutische Breite haben. Das bedeutet, nur innerhalb eines engen Konzentrationsbereiches zeigen die Theophylline die gewünschten Effekte. Der therapeutische Bereich liegt bei 8 – 20 Milligramm/Liter (Serumkonzentration).
Steigt die Serumkonzentration auf über 20 Milligramm/Liter, so können folgende Nebenwirkungen auftreten: Kopfschmerzen, Erregungszustände, Unruhe, Schlaflosigkeit sowie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Weitere unerwünschte Nebenwirkungen sind Tachykardien (Herzrasen), Blutdruckabfall und verstärkte Urinausscheidung.
Ab Serumkonzentrationen von über 25 Milligramm/Liter können sogar Krampfanfälle, Blutungen im Magen-Darm-Trakt, Herzrhythmusstörungen und Blutdruckabfall auftreten.
Bei der Verabreichung der Medikamente muss bei der Dosisbemessung mitbedacht werden, dass unter bestimmten Umständen längere Wirkzeiten der Theophylline wegen einer langsameren Verstoffwechselung in der Leber auftreten können. Dies ist der Fall bei:
- Patienten über 60 Jahren,
- fieberhaften Infekten,
- Leberschäden,
- Rechtsherzinsuffizienz,
- Einnahme bestimmter Medikamente (bsp. Cimetidin, Makrolid-Antibiotika, Ciprofloxacin, Allopurinol, Beta-Blocker) oder Koffein.
In diesen Fällen muss die Dosis reduziert werden.
Bei Rauchern setzen die Substanz dagegen schneller um.
Die Therapie muss daher immer von Bestimmungen der Serumkonzentration begleitet sein!
Die Verabreichung der Theophyllinpräparate erfolgt in Tablettenform (langsam wirksames Theophyllin oral) oder intravenös (= direkt in die Blutbahn).
- Orale Anwendung von Theophyllinpräparaten:
In der Regel werden Retardtabletten unter einschleichender Dosierung gegeben, die Tagesdosis beträgt 400-800mg verteilt auf 2 Dosen (Aufteilung bsp. 1/3 morgens, 2/3 abends). Dabei ist die Erhaltungsdosis 10 – 12 mg/kg Körpergewicht. - Intravenöse Applikation von Theophyllin:
Bei der Infusionsbehandlung in der Klinik werden 200mg langsam (über 5 Minuten) verabreicht. Dabei darf keine Theophyllinvormedikation stattgefunden haben. Weiterhin können 800mg in 500ml Infusionslösung/24 Std. unter Plasmaspiegelkontrollen gegeben werden.
Nicht angewendet werden dürfen Theophylline nach einem frischen Herzinfarkt und anderen Herzerkrankungen (Tachyarrhythmie, hypertrophischer obstruktiver Kardiomyopathie u.a.) sowie bei Ulcera duodeni (Zwölffingerdarmgeschwür) oder Ulcera ventriculi (Magengeschwür).
In folgenden Medikamenten ist Theophyllin enthalten: Bronchoretard®, Afonilum®, Euphyllin®.
Die sogenannten Anticholinergika haben einen deutlich schwächeren Bronchien erweiternden Effekt als die Beta-2-Sympathomimetika. Sie können aber gut mit dieser Wirkstoffgruppe kombiniert werden. Dadurch lässt sich die Dosis der Beta-2-Sympathomimetika reduzieren.
Für gewöhnlich wird nicht allein mit den Anticholinergika therapiert, sondern meist zusammen mit den Beta-2-Sympathomimetika. Es gibt gut wirksame Kombinationspräparate.
Der Wirkungseintritt liegt bei den Anticholinergika bei wenigen Minuten; die Wirkungsdauer beträgt drei bis sechs Stunden.
Eingesetzt werden sie daher zur Vorbeugung von nächtlichen Asthmaattacken.
Sie sind auch gut wirksam bei Verengungen der Atemwege, die durch Beta-Blocker (Medikamente, die bsp. bei Bluthochdruck verordnet werden) verursacht werden oder bei Verengungen, die durch Reizung des Nervus vagus (10. Hirnnerv, der fast alle inneren Organe beeinflusst) hervorgerufen werden. Entsprechende Reize sind bsp. Staub, Zigarettenrauch oder mechanische Reize.
Therapeutische Anwendung findet bsp.folgendes Anticholinergikum (nach Deutscher Atemwegsliga, 2007):
Wirkstoff
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Tagesdosierungen; MTD´s (maximale Tagesdosen über einen begrenzten Zeitraum beim Erwachsenen) |
Ipratropium
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Kinder ab sechs Jahren und Erwachsene: Dosieraerosol (20 µg): 3-4 x 1-2 Inh; MTD: 12 Inhalationen; Eindosisbehälter (EDB): 3-4 x 1-EDB; MTD: 250 µg / 2 ml: 8 EDB; 500 µg/2 ml; 4 EDB |
Nebenwirkungen treten selten auf. Es kann zu Mundtrockenheit, Akkomodationsstörungen (= Anpassungsstörung des Auges an äußere Reize) und einem Anstieg der Herzfrequenz und Herzklopfen kommen.
Ipratropiumbromid ist in Atrovent® enthalten.
Diese Wirkstoffe beruhen auf einem neuen antiasthmatischen Wirkprinzip. Sie hemmen sogenannte Leukotriene. Dies sind wichtige Entzündungsmediatoren (= Stoffe, die eine Entzündung einleiten oder unterhalten). Außerdem haben die Leukotriene eine stark Bronchien verengende Wirkung.
Die Leukotrien-Rezeptorantagonisten unterbinden diese Wirkung. Zudem hemmen sie die allergische Sofort- und Spätreaktion und die bronchiale Überempfindlichkeit. Außerdem haben sie eine additive Wirkung zu den Beta-2-Sympathomimetika und helfen Glukokortikoide („Kortison“) einzusparen.
Die Antileukotriene werden bei leichtem bis mittelschwerem Asthma als Zusatzmedikation angewendet. Zudem sind sie Mittel der Wahl bei Analgetika-Asthma (= Asthma, welches durch Schmerzmittel hervorgerufen wird). Im akuten Asthmaanfall oder bei schwergradigem Asthma dürfen sie nicht angewendet werden.
Die Mittel sind gut verträglich und haben sehr selten Nebenwirkungen. Nach Angaben der „Roter Liste“ zählen dazu Kopfschmerzen, Bauchbeschwerden und Hautausschlag.
Laut Deutscher Atemwegsliga (2007) kommt folgender Wirkstoff zum Einsatz:
Wirkstoff
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Tagesdosierungen; MTD´s
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Montelukast
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Granulat (4 mg): für Kinder von 0,5 – 5 Jahre: 1 x 1 Beutel Tablette (5 mg): für Kinder 6 – 14 Jahre: 1 x 1 Tablette Tablette (10 mg): für Kinder ab 14 Jahre und Erwachsene: 1 x1 Tbl. (MTD: 1 Tbl.) |
Kontraindikationen für diesen Wirkstoff sind Schwangerschaft, Stillzeit und allergische Reaktionen.
Montelukast ist in Singulair® enthalten.
Bei dem monoklonalen Antikörper (= künstlich hergestellter Antikörper) Omalizumab handelt es sich um einen Anti-IgE-Antikörper. Omalizumab wirkt, indem es selektiv das Schlüsselmolekül der allergischen Reaktion, das körpereigene Eiweißmolekül Immunglobulin E (IgE), blockiert. Die allergische Kettenreaktion wird so bereits kurz nach dem Beginn unterbrochen, Allergie- und Asthmasymptome werden somit verhindert.
Zudem reduziert Omalizumab die Aktivität und Anzahl der IgE-Rezeptoren auf den Mastzellen, womit weniger freies IgE gebunden werden kann. Die Freisetzung der Entzündungsmediatoren Histamin und Leukotrien aus den Mastzellen wird unterbunden.
Der Wirkungseintritt von Omalizumab dauert mehrere Wochen, da die Rezeptoren an der Mastzelle bereits vor Gabe des Mittels mit IgE besetzt sind.
Omalizumab wird als Zusatztherapie bei schwerem allergischen Asthma eingesetzt. Die Anwendung erfolgt dann, wenn die Betroffenen trotz Therapie mit einem lang
wirksamen Beta-2-Sympathomimetikum in Kombination mit hochdosiertem inhalativen Kortison mehrere schwere Asthmaanfälle im Jahr erleiden.
Der Wirkstoff wird unter die Haut injiziert.
Häufigste Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen und Reaktionen an der Einstichstelle, wie Schwellungen, Rötungen und Juckreiz.
Die Infektionsrate mit Würmern kann steigen, da das körpereigene IgE an der Abwehr von Wurminfektionen beteiligt ist.
Wirkstoff
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Tagesdosierungen; MTD´s
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Omalizumab
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Kinder ab 12 Jahren und Erwachsene: Die Dosierung erfolgt nach Körpergewicht und IgE-Konzentration im Serum vor Therapiebeginn; 1 – 2 subakute Injektionen pro Monat; MTD: 2 x 375 mg/Monat |
Omalizumab ist in Xolair® enthalten.
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.11.2009