Asthmaformen
Unterscheidung des Asthma bronchiale von anderen Atemwegserkrankungen
Häufig werden mit dem Begriff „Asthma“ Atemwegserkrankungen bezeichnet, die mit Luftnot einhergehen. Dies ist aber nicht immer korrekt. Luftnot ist auch ein typisches Merkmal von vornehmlich durch aktives oder passives Rauchen verursachten Krankheiten. Dazu gehört die Raucherbronchitis, die Lungenkrankheit mit chronisch verengten Atemwegen (= COPD oder chronisch-obstruktive Bronchitis) sowie das Lungenemphysem. Diese Erkrankungen haben aber einen anderen Krankheitsverlauf und sprechen schlechter auf Medikamente an.
Natürlich gibt es aber auch Mischformen, beispielsweise, wenn ein Asthmatiker stark raucht.
Wie unterscheidet sich nun das Asthma bronchiale von der Lungenkrankheit mit chronisch verengten Atemwegen (COPD), deren Vorläufer meist die Raucherbronchitis (= chronische Entzündung der Atemwege) ist und die in einem Lungenemphysem (= irreversible Erweiterung und Überblähung der Lunge) enden kann?
Für die Diagnose „Asthma“ oder „COPD“ sprechen jeweils folgende Merkmale:
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Was deutet auf Asthma hin?
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Was spricht für COPD?
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Krankheitsbeginn
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Vornehmlich Kinder und Jugendliche leiden unter Asthma; die Krankheit beginnt in dieser Lebensphase. |
COPD fängt meist im mittleren Lebensabschnitt (über 40 Jahre) an. |
Risikofaktoren
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Allergien in der Familie; Heuschnupfen, andere allergische Erkrankungen |
Hauptsächlich Zigarettenrauchen; selten bestimmte Metalle oder Stäube |
Beschwerden
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Anfallsweise auftretende Atemnot, evtl. begleitet von Husten; daneben beschwerdefreie- oder arme Zeiten; die Beschwerden treten in bestimmten Jahreszeiten (Pollenallergie) oder in bestimmten Situationen (Tierhaarkontakt) verstärkt auf. |
Anhaltende Beschwerden, vor allem mit morgendlichem Husten und Auswurf; beschwerdefreie Zeiten fehlen; die Beschwerden korrelieren nicht mit der Jahreszeit, Tierkontakt oder anderen Situationen |
Krankheitsverlauf
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Bei Behandlung gute Prognose |
Auch bei Therapie meist schleichend fortschreitender Verlauf |
Medikamentöse Beeinflussung
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Gutes Ansprechen auf Medikamente; die Atemwegsverengung ist reversibel; Beschwerdefreiheit ist möglich |
COPD spricht schlecht auf Medikamente an, die Beschwerden bessern sich nur geringfügig bei Medikamentengabe |
Die Asthmatypen
Es gibt so viele Bezeichnungen, die den Wortbestandteil „Asthma“ beinhalten, dass man schnell glauben kann, es existieren unzählige Asthmatypen. Man denke nur an Infektasthma, Kälteasthma, nächtliches Asthma, Anstrengungsasthma, Aspirin-Asthma, psychisches Asthma, Herzasthma, Bronchialasthma, Kinderasthma, Analgetikaasthma, Bäckerasthma, Wurmasthma, usw..
Diese Vielfältigkeit führt oft zur Verwirrung.
Bei all diesen Erkrankungen handelt es sich – bis auf das Herzasthma – um Bronchialasthma. Das Bronchialsystem der Lunge ist krankhaft verändert.
Unterschieden wird aber nur zwischen einem allergischen (= extrinsischen) und einem nichtallergischen (= intrinsischen) Bronchialasthma. Das allergische Asthma beruht auf einer allergischen Reaktion gegenüber Allergenen, wie bsp. Hausstaub oder Pollen; beim nichtallergischen Asthma lassen sich keine Allergien nachweisen, auf welche die Erkrankung zurückgeführt werden könnte. Ursächlich können hier bsp. eine verschleppte Atemwegserkrankung oder chemische Reizstoffe und Reizgase sein. Sie schädigen die Schleimhaut der Atemwege derart, dass es zu einem Zustand erhöhter Reizbarkeit der Atemwege kommt.
An die 80 Prozent der Erkrankten leiden im Laufe ihres Lebens an einer Mischform der Erkrankung. Das rein allergische Asthma findet sich vor allem bei Kindern und Jugendlichen und nimmt in den letzten Jahren immer mehr zu. Nichtallergisches Asthma ist der seltenere Typ.
Die anderen Bezeichnungen, wie Kälteasthma, Anstrengungsasthma, nächtliches (= nokturnales) Asthma oder Analgetikaasthma beziehen sich auf häufige Auslöser oder die Tageszeit, in denen sich die Asthmasymptome zeigen, die sich aufgrund eines der beiden Grundtypen ausgebildet haben. Kinderasthma bezeichnet lediglich den Lebensabschnitt, in dem das Asthma auftritt. Bei Bäckerasthma handelt es sich um allergisches Asthma, dass durch die Einatmung von Mehl- und Kleiestaub hervorgerufen wird, was häufig beim Berufsstand der Bäcker auftritt. Beim selten vorkommenden „Wurmasthma“ lösen bei Befall mit Spulwürmern oder Echinococcen (Hunde- und Fuchsbandwurm) Allergene des Wurmkörpers oder Stoffwechselprodukte der Parasiten das Asthma aus.
Beim sogenannten Herzasthma oder Asthma cardiale liegt die Ursache der Atemnot und des Hustens nicht in einer Verengung des Bronchialsystems der Lungen, sondern in einer Funktionsstörung der linken Herzhälfte. Es kommt zum Rückstau von Blut in beiden Lungenflügeln aufgrund einer schwachen Pumpleistung des Herzens. Die Auswirkungen sind unter anderem die oben genannten Beschwerden.
Unterscheidung allergisches und nichtallergisches Asthma
Beide Asthmatypen führen zur Atemwegsentzündung, den wiederholten Luftnotanfällen und der Überempfindlichkeit der Atemwege. Bei allergischem Asthma kann eindeutig eine Allergie als Ursache ausgemacht werden, bei nicht allergischem Asthma ist dies nicht der Fall. Diese Asthmaform beginnt meist nach Infekten. Beide Asthmaformen werden jedoch im Wesentlichen gleich therapiert.
Was lässt auf allergisches oder nichtallergisches Asthma schließen?
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Allergisches Asthma
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Nichtallergisches Asthma
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Allergische Erkrankungen in der Familie
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Sehr häufig
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Krankheitsbeginn
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Vorwiegend Kindesalter
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Vorwiegend Erwachsenenalter
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Beschwerden von der Jahreszeit abhängig
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Häufig
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Ursachen/Auslöser
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Allergene in der Umwelt (Pollen, Hausstaubmilbenkot, Tierhaare usw.);
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Atemwegsinfekte,
Anstrengungsasthma, vor allem bei Kindern und Jugendlichen (intensives Atmen trocknet die Atemwege aus, kühlt und reizt die Schleimhaut) chemische oder toxische Substanzen, die vorwiegend inhaliert werden (Formaldehyd, Phosgen, einige Härter für Epoxidharze usw.) Reaktionen (sogenannte pseudoallergische Reaktionen) auf Schmerzmittel (= Analgetika) bsp. Aspirin |
Allergische Bindehautentzündung und allergischer Schnupfen
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Sehr häufig
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Überempfindlichkeit gegenüber Schmerzmitteln (= Analgetika)
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Häufig
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Spezifisches IgE (= körpereigene Abwehrstoffe) in der Blutprobe erhöht |
Ja
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Positiver Haut- u-/o- Provokationstest (= spezifische Allergietests) |
Ja
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med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.11.2009