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Lungenfunktionsmessung

"Lungenfunktionsmessung" ist ein Überbegriff für eine Reihe von Untersuchungen, mithilfe derer die Funktion der Lunge genau beurteilt werden kann.

Hierzu zählen die Messungen der Lungenvolumina und der Luftflüsse durch die Atemwege. Sie werden beispielsweise im Rahmen der sogenannten Spirometrie oder einer Ganzkörperplethysmographie ermittelt. Weitere Messungen sind die Blutgasuntersuchung und die Gasaustauschmessung (Diffusionskapazität). Mithilfe eines speziellen Tests kann auch festgestellt werden, ob die Verengung der Bronchien reversibel (=rückgängig zu machen) ist (Bronchospasmolysetest). Zudem kann ein überempfindliches Bronchialsystem nachgewiesen werden, auch wenn gerade keine nachweisbare Atemwegsverengung vorliegt. Dies ist beispielsweise bei manchen Asthmatikern in der beschwerdefreien Zeit der Fall.

Für die meisten Untersuchungen benötigt man entsprechend ausgerüstete Spezialpraxen oder Kliniken.

1. Das Peak-Flow-Meter

Eine einfache Form der Lungenfunktionsmessung stellt das Peak-Flow-Meter (= "Fieberthermometer des Asthmatikers") dar. Dabei handelt es sich um ein handliches Gerät, mit dem zu Hause der sogenannte PEF-Wert ermittelt werden kann. Das Gerät misst die höchste Luftströmung beim schlagartigen und heftigen Ausatmen.

Der PEF-Wert gibt die pro Minute ausgeatmete Luftmenge in Litern an. Generell kann man sagen, dass schlechte Werte sich im Bereich von unter 200 Litern pro Minute bewegen, gute Werte liegen oberhalb von 350 Litern.

Dem Asthmatiker wird empfohlen, die ermittelten Werte in das sogenannte PEF-Protokoll einzutragen. Der behandelnde Mediziner kann sich so einen Überblick über die Atemwegsverengung unter häuslichen Bedingungen und in alltäglichen Situationen machen. Besonders sinnvoll sind die Messungen beispielsweise während einer Therapieumstellung.

2. Spirometrie

Ein Gerät, mit dessen Hilfe die Lungenfunktionswerte ermittelt werden, ist das Spirometer. Es gibt zwei verschiedene Gerätetypen: das geschlossene System mit Glockenspirometer und das offene System mit Atemrohr (Pneumotachograf) und elektronischer Integration der Strömungsgeschwindigkeit. Letzteres ist die zeitgemäßere Methode. Bei der Spirometrie atmet der Patient über ein Mundstück in ein Atemrohr (Ruheatmung). Die Nase ist mit einer Nasenklemme verschlossen. Während des Tests werden verschiedene Atemmanöver durchgeführt, zu denen man angeleitet wird. Dazu zählen Anhalten der Luft, schnelles Ausatmen und tiefes Einatmen. Das Spirometer misst die Kraft, mit der ein- und ausgeatmet wird, sowie die Menge der geatmeten Luft pro Zeit. Die Messwerte werden grafisch dargestellt (Volumen-Zeit-Diagramm, Fluss-Volumen-Diagramm).

3. Ganzkörperplethysmographie

Bei der Ganzkörperplethysmographie (= Bodypletysmographie = "Kasten") sitzt der Patient in einer ein Kubikmeter großen Kammer, die über das Mundstück mit der Außenwelt verbunden ist. Bei normaler Atmung wird das Mundstück, beispielsweise am Ende einer normalen Ausatmung, kurz verschlossen. Der Betreffende atmet nun gegen einen Widerstand aus und ein, wodurch die Luft in seinen Lungen komprimiert und dekomprimiert wird. Dadurch ändert sich der Kammerdruck und die Luftvolumina im Brustkorb können somit berechnet werden.

An dem Mundstück kann wie bei der einfachen Spirometrie der Atemfluss gemessen werden (Volumen pro Zeiteinheit). Aus den ermittelten Werten lassen sich die Vitalkapazität und die FEV1 ermitteln. Die Untersuchungen dauern nur einige Minuten.

Die Ergebnisse der Ganzkörperplethysmographie sind genauer und aufschlussreicher als die der reinen Spirometrie. Die Messungen können auch während der normalen Atmung erfolgen und sind daher unabhängig von der Mitarbeit des Patienten.

Die Untersuchungen geben Auskunft darüber, wie groß das Lungenvolumen ist (maximal in der Lunge enthaltenes Luftvolumen, TLC = total lung capacity) und aus welchen Anteilen es sich zusammensetzt. Es werden auch die Atemstromstärke und der Atemfluss gemessen. Bei den ermittelten Werten unterscheidet man zwischen statischen Größen (z.B. Vitalkapazität) und dynamischen Größen (z.B. Einsekundenkapazität). Erläuterungen zu den einzelnen Werten finden sich im Kapitel "wichtige Lungenfunktionswerte".

4. Blutgasuntersuchung

Bei dieser einfachen Untersuchung wird der Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt im Blut gemessen. Genauer gesagt bestimmt man den Sauerstoff- und Kohlendioxidpartialdruck (p02 und pCO2). Dazu nimmt man mit einer dünnen Kapillare Blut aus einem Ohrläppchen. Dieses wird zuvor mit einer durchblutungsfördernden Salbe eingerieben. Im akuten Asthmaanfall kann der Sauerstoffpartialdruck vermindert und der Kohlenddioxidpartialdruck erhöht sein. Durch die Blutgasuntersuchung kann so auch abgeschätzt werden, ob der Patient Sauerstoff benötigt.

5. Gasaustauschmessung (Diffusionskapazität)

Diese Messung erlaubt die Abgrenzung des Asthmas von anderen chronischen Lungenerkrankungen, wie einer chronisch-obstruktiven Bronchitis (COPD) mit Lungenemphysem. Die sogenannte Diffusionskapazität lässt Rückschlüsse über den Gasaustausch in den Lungenbläschen zu. Bei COPD gehen die Lungenbläschen im Laufe der Zeit zugrunde, wodurch der Gasaustausch (Sauerstoff, Kohlendioxid) beeinträchtigt ist. Bei Asthma ist dies nicht der Fall, der Messwert ist daher normal.

Bei dieser schnell durchzuführenden Methode atmet der Patient nach maximaler Ausatmung ein Testgas ein, hält kurz die Luft an und atmet es aus. Das Testgemisch enthält neben Luft auch genau definierte Mengen an Kohlenmonoxid und Helium. Es wird nun anhand der Zusammensetzung der ausgeatmeten Luft analysiert, wie schnell das Testgas pro Zeiteinheit von den Lungenbläschen in die kleinen Blutgefäße der Lunge übertreten kann.

6. Belastungstest

Bekannt ist, dass sich Asthma unter Belastung verschlechtert. Nimmt man also die Ruhewerte für bestimmte Tests, so verfälscht dies das Ergebnis. Dies gilt insbesondere für die Blutgasuntersuchung und die Gasaustauschmessung. Daher werden die Werte auch nach einer kurzzeitigen körperlichen Belastung ermittelt (Fahrradfahren oder mehrfaches Treppensteigen).

7. Bronchospasmolysetest

Diese Untersuchung lässt Schlüsse darüber zu, ob eine Atemwegsverengung reversibel ist (=>typisches Merkmal des Asthmas). Hierzu wird bei einem verminderten FEV1-Wert (= Einsekundenkapazität) ein inhalatives Bronchien entspannendes Medikament (Salbutamol) gegeben. Anschließend erfolgt eine erneute Messung des FEV1-Wertes mithilfe der Spirometrie. Der Wert ist positiv, wenn sich die Einsekundenkapazität (FEV!) um > 12 Prozent ändert.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.11.2009