Hyposensibilisierung - Allergieimpfung
Die Hyposensibilisierung oder Allergieimpfung stellt die einzige derzeit verfügbare Methode dar, um eine Allergie ursächlich zu bekämpfen. Weitere Ausdrücke, welche diese Methode beschreiben, sind „Desensibilisierung“ oder „Immuntherapie“.
Prinzip
Der Allergiker erhält unter ärztlicher Aufsicht über einen längeren Zeitraum in steigender Dosis einen hochwertigen Allergenextrakt. Dabei handelt es sich genau um den Allergie auslösenden Stoff, auf den der Betreffende überempfindlich reagiert (bsp. Pollen). Der Körper wird langsam an den eigentlich harmlosen Stoff (= Allergen, wie Pollen) gewöhnt. Die fälschliche Überreaktion des Körpers – in Form von Asthma - unterbleibt.
Die Behandlungsdauer beträgt mindestens drei Jahre. Sie kann vor der entsprechenden Pollensaison (Blühperiode) oder ganzjährig durchgeführt werden. Die allergenhaltigen Präparate werden in Form von Spritzen oder Tropfen bzw. Tabletten („Gräserpille“) verabreicht.
Wann ist eine Allergieimpfung sinnvoll?
Eine Allergieimpfung kommt bei allergisch bedingtem Asthma in folgenden Fällen in Frage:
- wenn das Allergen nicht gemieden werden kann: Dies ist beispielsweise bei Hausstaubmilbenkot und Pollen der Fall.
- wenn die Symptome während des ganzen Jahres oder eines großteils des Jahres fortbestehen.
- wenn die Symptome auf einer allergischen Reaktion beruhen (IgE vermittelt -> Hauttest und Laboruntersuchung).
- wenn sich die Beschwerden eindeutig auf den Kontakt mit dem Allergen zurückführen lassen.
- wenn sich die Beschwerden nicht durch eine andere Behandlung ausreichend lindern lassen.
- wenn das Allergen zu schweren oder lebensbedrohlichen Beschwerden führt (Wespengift- oder Bienengiftallergie).
- wenn ein hochwertiger und standardisierter Allergenextrakt für das betreffende Allergen zur Verfügung steht.
- wenn die Wirksamkeit der Hyposensibilisierung mit dem erforderlichen Allergen auch zweifelsfrei nachgewiesen ist.
Voraussetzungen
Idealerweise sollte der Patient nicht älter als 55 Jahre sein und die Allergiebeschwerden nicht länger als fünf Jahre bestehen. Optimal wäre es, wenn nur eine Substanz die Beschwerden auslöst.
Sind es mehr Allergene, so kombiniert man maximal drei bis vier Stoffe, gegen die eine Allergie besteht. Sind noch mehr Allergene für das Asthma verantwortlich, so wählt man die aus, welche die meisten Beschwerden verursachen.
Durchführung
Für die Durchführung einer Hyposensibilisierung stehen verschiedene Vorgehensweisen zur Verfügung:
- Klassische Hyposensibilisierung: Die Injektionen erfolgen ganzjährig in regelmäßigen Abständen über 3 bis 5 Jahre.
- Kurzzeit-Hyposensibilisierung: Bei Pollenallergien wählt man diese Methode. Es erfolgen 7 Injektionen immer nur einige Monate vor der Pollenflugzeit über 3 bis 5 Jahre.
- Sublinguale (= „unter der Zunge“) Hyposensibilisierung: Es gibt Allergenkonzentrate, die unter die Zunge geträufelt bzw. gelegt werden. Die Aufnahme erfolgt so über die Zungenschleimhaut. Sie sind besonders für Kinder geeignet. Die Wirksamkeit ist im Vergleich zu den Injektionen nicht so gut/hinreichend bewiesen.
Erfolgschancen
Eine „Allergieimpfung“ hilft nicht in jedem Fall und nicht bei jedem Menschen. In folgenden Fällen gibt es gute Erfolgsquoten:
- Allergien gegen Pollen (Heuschnupfen): 90%
- Allergien gegen Hausstaubmilbenkot: 70 – 90%
- Allergien gegen bestimmte Lebensmittel: 80%
- Allergien gegen Insektenstiche: 90%
Die Immuntherapie ist sehr erfolgreich, wenn sie in der Frühphase einer Allergie, also bei Kindern und erstmalig auftretenden Allergien im Erwachsenenalter, eingesetzt wird.
Nachteile
Als Nachteile der Hyposensibilisierung gelten unter anderem folgende Punkte:
- Der große Zeitaufwand: Die Behandlung erfolgt über einen Zeitraum, der sich über drei bis fünf Jahre erstreckt. Unterbrechungen in dieser Zeit gefährden den Therapieerfolg.
- Die Möglichkeit ernster Nebenwirkungen: Es kann zu einem anaphylaktischen Schock oder einer Asthmaattacke kommen. Die Hyposensibilisierungen werden daher nur von erfahrenen Allergologen vorgenommen, in deren Praxis man auf Notfälle jederzeit vorbereitet ist.
zu Beachten
- Auch nach Symptomfreiheit wird angeraten, die Therapie noch ein Jahr fortzuführen.
- Nach der Injektion der Allergenextrakte sollte der Patient noch mindestens 30 Minuten in der Praxis bleiben, damit der Arzt bei evtl. auftretenden Nebenreaktionen sofort Erste Hilfe leisten kann. Solche Reaktionen können harmlos sein: Rötung, Schwellung, Juckreiz an der Einstichstelle, Fließschnupfen, Augentränen oder Juckreiz an den Handtellern, unter den Fußsohlen oder unter der Zunge. Zudem können auch folgende Symptome in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten: Luftnot, Hustenreiz, Atembeschwerden, Schwächegefühl, Unwohlsein und Kreislaufprobleme.
- Es ist darauf zu achten, dass nach jeder Spritze größere Anstrengungen und Kreislaufbelastungen für mehrere Stunden vermieden werden.
- Ebenso sollte man nach der Injektion keinen Alkohol oder üppige Mahlzeiten zu sich nehmen.
- Eine Medikamenteneinnahme darf nur nach Absprache mit dem Arzt erfolgen!.
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.11.2009